Unserdeutsch (Rabaul Creole German)



Ehemalige Schüler*innen der Internatsschule in Vunapope 2016 in Brisbane (Foto: Péter Maitz)


Unserdeutsch (ISO 639-3 Sprachcode: uln) ist eine bedrohte Kreolsprache im Südpazifik, die heute überwiegend in Australien, zu einem geringen Teil aber auch in Papua-Neuguinea gesprochen wird. Es ist die einzige Kreolsprache der Welt, deren Wortschatz auf dem Deutschen basiert. Unserdeutsch ist eine junge Sprache. Es ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Umfeld einer katholischen Internatsschule auf der Insel Neubritannien, der Hauptinsel des Bismarck-Archipels im Osten des heutigen Papua-Neuguineas entstanden.

Unserdeutsch ist das sprachliche Erbe, zugleich auch das sprachliche Mahnmal der dreissigjährigen deutschen Kolonialherrschaft in der Südsee. Gut hundert Jahre nach dem Zusammenbruch des Deutschen Kolonialreichs ist die Sprache allerdings auch selbst vom Aussterben bedroht. Im Jahr 2020 leben insgesamt höchstens nur noch etwa 100 ältere Menschen mit Unserdeutsch als Erstsprache in der Südsee. Sprecherzahl und Sprachverwendung sind seit Jahrzehnten rückläufig, eine Trendwende ist, vorerst zumindest, nicht in Sicht.

Trailer der Nachrichtensendung SBS World News des australischen nationalen Fernsehsenders SBS 2016


2014 begann ein Forschungsteam der Universität Augsburg unter der Leitung von Péter Maitz in Absprache und Zusammenarbeit mit der Sprachgemeinschaft mit der systematischen Dokumentation und Erforschung von Unserdeutsch. Nach einem Standortwechsel im Jahr 2018 wird das Projekt inzwischen an der Professur für Deutsche Sprachwissenschaft und Soziolinguistik an der Universität Bern weitergeführt. Im Einvernehmen mit der Sprachgemeinschaft und im Rahmen der Gegebenheiten und Möglichkeiten verfolgt das Projekt folgende Ziele:

(a) Umfassende, multimediale Dokumentation von Sprache im sozialen Kontext;
(b) Dokumentation und Rekonstruktion der Geschichte von Sprache und Sprachgemeinschaft von den Anfängen bis in die Gegenwart;
(c) Komplexe Beschreibung der Sprachstruktur in Form einer Referenzgrammatik und einer elektronischen, mehrsprachigen lexikographischen Datenbank;
(d) Identitäts- und sprachenpolitische Massnahmen im Interesse einer eventuellen sprachlichen Revitalisierung.

Nach mehreren Feldforschungsreisen und umfassenden Archivrecherchen konnte die Dokumentationsphase 2019 im Wesentlichen abgeschlossen werden. Das Projekt wurde in dieser ersten, entscheidenden und dringlichsten Phase von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim und dem Language and Culture Research Centre der James Cook University Australien durchgeführt. Durch die umfassende Sprachdokumentation konnte die unerlässliche, empirische Grundlage für eine angemessene Beschreibung und eventuelle erfolgreiche Revitalisierung von Unserdeutsch geschaffen werden.

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Auf dieser Seite wollen wir allen Betroffenen und Interessierten: den Mitgliedern und Angehörigen der Sprachgemeinschaft, der linguistischen Fachwelt und der interessierten Öffentlichkeit aktuelle und verlässliche Informationen und Materialien über Vergangenheit und Gegenwart von Sprache und Sprachgemeinschaft, und damit zugleich auch über Stand und Ergebnisse des Projekts zur Verfügung stellen. Über das Menü links oben erreichen Sie weitere Informationen zur Sprache, ausgewählte Bild- und Tondokumente, eine thematisch geordnete Liste der einschlägigen wissenschaftlichen Fachliteratur, sowie Medienberichte über Unserdeutsch aus aller Welt. Unter FAQ finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen, anschliessend aktuelle und archivierte Meldungen über Ereignisse und Ergebnisse des Projekts, und schliesslich auch Informationen über das Projektteam.

Das Projekt und diese Seite sollen dazu beitragen, dass die Mitglieder der Sprachgemeinschaft und ihre Nachkommen ihr kulturelles und sprachliches Erbe besser kennenlernen, die betroffenen Wissenschaften zu neuen Daten und Erkenntnissen gelangen, und wir alle einer gründlichen und angemessenen Aufarbeitung des vergessenen oder verdrängten deutschen Kolonialismus näher kommen können.

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Verfasst von Péter Maitz

 

Letztes Update: 16. Februar 2021